Geschichtliches um Olbernhau

Olbernhau - die Stadt aus der Ferne

Eingebettet in ein Tal von 13 km Länge und 3 km Breite findet man Olbernhau im Mittleren Erzgebirgskreis, ca. 50 km südöstlich von Chemnitz.  Die Besiedelung dieses Gebietes wird wohl im Zuge der großen Rodungsperiode im ausgehenden 12. Jh. durch fränkische Siedler erfolgt sein. Vordem beherrschte der große Miriquidi (Dunkelwald) das Mittelgebirge.

Wenige lebenswichtige Handelsstraßen fanden zu jener Zeit ihren Weg durch das Gebirge. Der bekannteste, der "Alte böhmische Steig" führte von Leipzig nach Prag, um Salz aus den Fundstellen bei Halle nach Böhmen zu transportieren. An Olbernhau liefen diese Handelswege jedoch vorbei. In den Anfängen ist der Ort wahrscheinlich nur eine kleine Siedlung gewesen, deren Bewohner "sich des Waldes nährten", wie im Landessteuerbuch von 1474 zu lesen ist.Die Erschließung reicher Silberfunde im mittleren Erzgebirge, die zur Gründung der großen Bergstädte (Annaberg 1496, Marienberg 1521 - Freiberg wurde bereits 1181 gegründet) führten, begünstigten die Entwicklung Olbernhaus nachhaltig. Der mittelalterliche Bergbau verbrauchte große Mengen Holz, das sowohl zum Ausbau der Gruben benötigt wurde, wie es auch in Form von Holzkohle, zur Verhüttung der gewonnenen Erze unentbehrlich war.Durch seine Lage in der Nähe der waldreichen Landesgrenze und die guten Transportmöglichkeiten für das benötigte Holz auf den Flüssen Flöha, Natschung und Schweinitz stieg Olbernhau bald zum bedeutendsten Ort seiner Umgebung auf und wurde von 1699 bis 1750 Sitz des Amtes Lauterstein.

Mit dieser Entwicklung ging eine rege Ansiedlung von Handwerkern unterschiedlichster Gewerke einher. Eine Statistik von 1789 nennt 169 Meister, 78 Gesellen und 31 Lehrlinge. Unter diesen müssen sich wohl schon einige Meister befunden haben, die hölzerne Gebrauchsgegenstände - vielleicht auch schon Holzspielzeug - fertigten, denn 1786 verschickte der Kaufmann Semler 300 Kisten "künstliche Holz-Waren" nach Übersee. In diese Zeit fällt sicher der Beginn der für die erzgebirgische Spielwarenherstellung typischen Verlagstätigkeit, die für über ein Jahrhundert lang Herstellung und Absatz dieser Produkte bestimmen sollte.

Mit dem anbrechenden 19. Jh. kündigten sich - wie vielerorts - auch in Olbernhau tiefgreifende Veränderungen an. Der rasch voranschreitende Ausbau vorhandener Verkehrswege und der Neubau wichtiger Straßen zwischen 1824 und 1848 sowie die 1875 fertiggestellte Eisenbahnverbindung (Pockau – Olbernhau) festigten die zentrale Stellung des Ortes.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wuchs die Holzindustrie zum bedeutendsten Produktionszweig heran. Holzwaren-, Möbel- und Spielzeugfabriken wurden gegründet. Das Verlagswesen erreichte in diesen Jahren einen Umfang, der Olbernhauer Verleger in die Lage versetzte, jährlich 1000 t Spielwaren in das In- und Ausland zu verschicken. Heute noch erhaltene Musterbücher zeugen von der Vielfalt des Angebotes. Durch den Ausbau der Industrie und das damit verbundene Anwachsen der Einwohnerzahl wurde der Bau neuer Versorgungseinrichtungen notwendig. So entstand 1886 ein Gaswerk und 1892 eines der ersten Elektrizitätswerke Sachsens.

Infolge dieser Entwicklung erhielt Olbernhau 1902 das Stadtrecht verliehen und hatte wenige Jahre später (1910) bereits 9681 Einwohner. Die erzgebirgische Holzindustrie bekam in dieser Zeit starke Impulse aus den Bereichen Holzforschung und Holzgestaltung. Neuartige Materialien und Technologien bereicherten die Gestaltungsmöglichkeiten.

Der Maschinenbau konstruierte Holzbearbeitungsmaschinen, die eine qualitativ hochwertige Bearbeitung des Werkstoffes Holz gestatteten. Eine besonders wegweisendende Rolle kam in dieser Entwicklungsphase den Dresdener Werkstätten für Holzkunst zu, die es sich zum Ziel gestellt hatten, künstlerisch hochwertige und pädagogisch anspruchsvolle Spielwaren herzustellen. Diese Firma produzierte auch im Erzgebirge und übergab später ihr Sortiment an den Spielwarenbetrieb Th. Heymann (Großolbersdorf/Sa.). Die hiervon ausgehenden Ideale verbreiteten sich im Erzgebirge und begründeten den Ruf der Region, Hersteller von anspruchsvollem Holzspielzeug zu sein.

In der 2. Hälfte des 20. Jh. übernahm - neben vielen Kleinbetrieben - besonders der VEB Vereinigte Olbernhauer Spielwarenbetriebe (VERO) die Herstellung und Entwicklung der Olbernhauer Holzspielwaren. Heute, im beginnenden 21. Jh., sind die Ansprüche an hochwertiges Holzspielzeug die gleichen geblieben, nur das Aussehen hat sich mit dem Zeitgeist geändert.

Wir nehmen die Herausforderung gern an und freuen uns auch in Zukunft darauf, an leuchtenden Kinderaugen teilhaben zu dürfen.